Aktuelles aus dem Stammesleben
Aktuelles aus dem Stammesleben
Zum goldenen Herbst ins Isergebirgsvorland
Am zweiten Oktoberwochenende machte sich eine kleine Delegation unserer Roverrunde auf um polnische Gefilde zu erkunden. Ziel war eine Partnerstadt von Wittichenau. Martin, Lukas, Vinzenz und Lisa wollten die Umgebung von Lubomierz durchwandern.
Am späten Nachmittag parkten wir den Kleinbus auf dem historischen Marktplatz des 2000 Seelen-Städtchens. Nach kurzer Orientierung war die Richtung für den Start klar und wir marschierten los. Der grüne Wanderweg sollte uns in Richtung Gryfow Slaski (Greiffenberg) führen. Schon nach wenigen hundert Metern waren wir von dem Gesehenen positiv überrascht. „Viele der Häuser in den Vororten waren frisch saniert oder ganz neu gebaut. Das sah wirklich schick aus und passte so gar nicht zu meiner Vorstellung vom ländlichen Raum Polens“, erzählt Lukas. „Vor fast jedem Haus kläffte uns ein Hund an“, erinnert sich Vinzenz.
Leider mussten wir bereits am Freitagabend feststellen, dass die Wanderwege teilweise unzureichend beschildert waren. Trotz einer Karte wählten wir einen falschen Abzweig und fanden uns auf freiem Feld wieder. Da es auch schon dunkel wurde, wählten wir die Methode „Immer-der-Nase-nach“ und stapften über das frisch geackerte Feld. Der Kompass gab dies als korrekte Richtung an. Noch schnell über einen Weidezaun gestiegen, ereichten wir schließlich die Straße und siehe da, es gab wieder eine Wanderweg-Markierung. Allerdings, in einer anderen Farbe. Es war inzwischen stockdunkel, sodass an Umkehr nicht zu denken war. So folgten wir dem asphaltierten Weg noch wenige Kilometer bis wir an einem Waldrand eine idyllische Stelle zum Zelten fanden. Wir hatten das Zelt kaum aufgestellt als plötzlich Scheinwerferlicht den Wald durchflutete. Es wurde laut und eine Kolonne aus zehn Quads preschte über die Wiese neben uns. Glücklicherweise wurden wir nicht entdeckt und so machten wir uns daran unser Abendbrot zu kochen. Es mussten Zwiebeln geschnippelt und Reis gekocht werden. Wenig später dampfte in unserem Kochgeschirr Reis mit einer leckeren Gyros-Gemüsepfanne – und zwar reichlich. Satt gefuttert schlüpften wir wenig später in die Schlafsäcke. Eine Runde „Black Stories“ sowie ein Feuerwehreinsatz im nächsten Dorf waren die letzten Highlights des Abends.
Am frühen Samstagmorgen war es recht frisch. Daher packten wir schnell alles zusammen und beschlossen irgendwo in der Sonne zu frühstücken. Denn das Wetter sah vielversprechend aus. Nach einer Stunde Fußmarsch erreichten wir die Stadt Gryfow Slaski, wo wir uns in einem Park niederließen um zu brunchen.
Der große Rathausturm der Stadt überragt dort den Kirchturm. Auf dem Markt mussten wir wieder einmal nach dem richtigen Weg suchen, denn es gab viele Beschilderungen, aber nicht die, die wir suchten. Wir überquerten eine weitere Straße, bevor wir endlich einen nicht betonierten Pfad erreichten. Bei herrlichstem Sonnenschein machten wir eine Verschnaufpause. Von dort aus hatten wir einen tollen Ausblick auf das Isergebirgsvorland. Nach einem Blick auf die Karte beschlossen wir einen kürzeren Weg zu gehen, um nicht hetzen zu müssen und den Tag genießen zu können. So liefen wir durch verschiedene gepflegte Dörfer und überall wieder kläffende Hunde. Das Fallobst am Straßenrand ließen wir uns gut schmecken. Zur Kaffeezeit erreichten wir die Stadt Leśna. Sie liegt am Ende der Marklissa-Talsperre (Jezioro Lesniańskie), an der wir zuvor Mittag gegessen hatten. Wundervoll herbstlich-gefärbter Wald säumte den Pfad, auf dem wir bis zur Burg Tzschocha liefen. Das Laub raschelte bei jedem Schritt und die letzten Sonnenstrahlen zauberten uns ein Lächeln aufs Gesicht.
„Eigentlich hatten wir nicht vor den ganzen Tag bis nach Sonnenuntergang durchzustratzen, aber irgendwie hat das nicht geklappt. Daher suchten wir noch im Dunkeln einen Platz zum Zelten. Die Wahl fiel schlussendlich auf ein Fleckchen mitten im Wald“, berichtet Lukas. Vinzenz erzählt von dem Abend: „Der Wind ließ die Bäume knarren. Das war sehr mystisch. Zum Abendbrot gab es Spaghetti Carbonara, gekocht im sehr praktischen Hordentopf und wieder einmal mussten wir uns vollstopfen damit alles alle wird. Die Nacht war frisch, mein Schlafsack war nicht warm genug für die Temperaturen, außerdem war der Reißverschluss kaputt gegangen.“
Am Sonntag sollten noch 15 km zurückgelegt werden. Die ersten fünf Kilometer gingen wir auf der Schattenseite der Talsperre entlang. Wir suchten nach einem Platz in der Morgensonne und fanden ihn endlich an der sich anschließenden Goldentraum-Talsperre (Jezioro Złotnickie). An einem Steinstrand ließen wir uns zum Frühstück nieder. Vinzenz ergriff die Gelegenheit sich die Haare zu waschen. Ganz ins Wasser springen wollte er nicht.
An diesem Tag bestritten wir den schönsten Teil des Weges – wenige Straßen, umso mehr Waldpfade. Naja, zumindest bis wir wieder vor einem Feld standen und der Pfad nicht weiter ging. Da hieß es wieder: querfeldein wandern bis ein Orientierungspunkt gefunden war. In diesem Fall war es ein Kirchturm und das dazugehörige Dorf. In diesem suchten wir vergeblich ein Ortseingangsschild, was zugegebenermaßen etwas demotivierend war. Noch dazu hatte ich seit dem Frühstück ein seltsames Stechen im Fuß, das bei jedem Schritt höllisch wehtat. Wir hatten aus diesem Grund zwei Möglichkeiten: Entweder die Jungs trugen mich die letzten vier Kilometer bis nach Lubomierz oder ich blieb zu zurück und wartete darauf, dass sie den Bus erreichten und mich abholten. Unser Entschluss war schnell gefasst. Ich wartete auf einem Spielplatz und wurde von Kindern neugierig beäugt, vor allem als ich eine Packung Kekse rausholte. Sie waren aber zu schüchtern näher zu kommen. Nach einer Stunde tauchten die Jungs auf und dann ging‘s im Bus nach Haus.
Montag, 12. Oktober 2015
Unsere Fahrtengruppe auf dem Weg nach Leśna