Aktuelles aus dem Stammesleben
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Pfadfinder für Recherchen zu Wittichenauer Juden ausgezeichnet
Die Wittichenauer Pfadfinder sind am Freitag in Berlin als Gewinner des diesjährigen DenkT@g-Wettbewerbs der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet worden. Für ihren Beitrag über das Schicksal der Wittichenauer Juden im Nationalsozialismus erhielten sie den mit 3.000 Euro dotierten ersten Preis.
Die Jury um den Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, würdigte damit das „unglaublich lobenswerte Engagement“ der Jugendlichen. Ihnen sei es zu verdanken, dass ein ganzer Ort dafür sensibilisiert wurde, dass in ihrer Heimat Menschen diskriminiert, verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Philipp Koplanski, einer der Gewinner, sagte: „Wir sind überglücklich, dass unsere Arbeit so honoriert und anerkannt wird.“
Die Pfadfinder hatten im Jahr 2011 durch Zeitzeugengespräche, Archiv- und Literaturrecherchen die Geschichte zweier jüdischer Familien aus Wittichenau im Nationalsozialismus rekonstruiert. Mit ihren Recherche-Ergebnissen gestalteten die 12 Jugendlichen des Projektteams nicht nur eine Ausstellung, sondern auch eine Internetseite, die sie beim DenkT@g-Wettbewerb einreichten. Den Wettbewerb hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) bereits zum siebten Mal ausgeschrieben und junge Menschen zwischen 16 und 22 Jahren aufgerufen, sich mit dem Thema Fremdenfeindlichkeit, Vertreibung oder Rechtsextremismus auseinander zu setzen. 30 Projektgruppen aus ganz Deutschland haben sich am Wettbewerb beteiligt.
Der Wettbewerbsbeitrag der Wittichenauer Pfadfinder wurde von der Jury besonders für fiktive Audiosequenzen gelobt. Diese hatten die Pfadfinder aufgenommen, um den Lebensalltag und die Bedrängnis der jüdischen Familien darzustellen. „Dieses Stilmittel macht das Schicksal der Juden greifbarer, realer und ist gleichzeitig Beweis für die große Kreativität der Jugendlichen“, erklärte Laudator Andreas Kleine-Kraneburg, Leiter der Akademie der KAS.
Weiterhin würdigte die Jury die Gestaltung eines interaktiven Zeitstrahls. Dieser mache klar, welche direkten Auswirkungen Ereignisse der Judenverfolgung auf das Leben der Juden in Wittichenau hatten. Das Besondere am Projekt der Pfadfinder sei jedoch die Verlegung der Stolpersteine für die im KZ ermordete Familie Neufeld. Im Juli 2012 hatten die Pfadfinder die Gedenksteine vor dem ehemaligen Wohnhaus der jüdischen Familie ins Gehwegpflaster setzen lassen. „Damit sorgen die Pfadfinder dafür, dass die Familie nicht in Vergessenheit gerät“, sagt Kleine-Kraneburg.
Zur Preisverleihung am Freitagmorgen waren in der Akademie der KAS am Berliner Tiergarten etwa 100 Wettbewerbsteilnehmer zusammengekommen. Eine um die andere Projektwebsite wurde detailliert vorgestellt. „Es war spannend. Wir saßen wie auf Kohlen“, erzählt Johannes Kockert aus dem Wittichenauer Projektteam. Drei Stunden dauerte die Veranstaltung, bis auch die Pfadfinder nach vorn gerufen wurden. Die Projektgruppe der Pfadfinder habe mit ihrem Engagement alle Erwartungen der Jury übertroffen. Sie verdiene deshalb den ersten Platz, erklärt der Laudator. Die Wittichenauer können ihr Glück kaum fassen: „Ich war zunächst erleichtert, dass wir mit unserem Beitrag nicht vergessen wurden“, sagt Johannes später. „Dann erst empfand ich Genugtuung, dass unsere Arbeit eine solche Anerkennung findet.“
Der Wettbewerbsbeitrag der Wittichenauer Pfadfinder ist abrufbar unter:
www.denktag.de/schicksale
Freitag, 25. Januar 2013
Daniel, Philipp, Johannes und Projektleiter Eric freuen sich über den 1. Platz. Schauspielerin Lena Beyerling und Jurymitglied Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, gratulieren.
Quelle: KAS
Fotos: KAS und Christian Kliemank