Aktuelles aus dem Stammesleben
Aktuelles aus dem Stammesleben
Am vergangenen Wochenende fand Teil 2 unserer Jugendleiter-Ausbildung statt (unser Kornett-Kurs). Den Schwerpunkt bildete diesmal die Vorbereitung von Aktivitäten. Doch die praktische Durchführung offenbarte unter den Teilnehmern Defizite in grundlegenden Pfadfindertechniken.
Die acht Teilnehmer quartierten sich diesmal im Don-Bosco-Haus in Räckelwitz ein - einem schmucken alten Bauernhaus, das für eine kleine anspruchslose Gruppe wie uns Pfadfinder optimal eingerichtet ist. Gleich zu Beginn der Weiterbildung erwartete die angehenden Gruppenführer eine Überraschung. Die Referenten teilten rohe Eier aus und erklärten jeder solle das Wochenende über auf sein Ei wie auf eines seiner Gruppenmitglieder aufpassen. Man solle es umsorgen, behüten und vorm Zerbrechen schützen.
Den Teilnehmern erschien diese Aufgabe zunächst etwas albern. Sie rissen ihre Witze über die Eierei, verpassten den Eiern zwecks Individualisierung mit dem Faserstift ein Gesicht, stibitzten sie sich einander und versteckten sie im ganzen Haus. Die vorösterliche Eiersuche störte dann etwas den Kurseinstieg. Doch als sich die gegenseitigen Neckereien gelegt hatten, konnte die Kursmannschaft auch thematisch durchstarten. In Gruppen trugen die Pfadfinder Vor- und Nachteile verschiedener Führungsstile zusammen, stellten sie im Plenum vor und diskutierten, wann welcher Stil anzuwenden sei. Am Freitagabend standen fingierte Elterngespräche auf dem Programm, etwa zu Fragen: Wie stellt man die Pfadfinderei den Eltern eines Gruppenneulings kurz und auf den Punkt gebracht vor? Wie gibt man übereifrigen Eltern zu verstehen, dass die Gruppe ihre Zusammenkünfte in Eigenverantwortung gestaltet und übermäßige Einmischung der Eltern nicht zielführend ist? Wie reagiert man auf aufgebrachte Eltern, die von dubiosen Gruppenstunden-Themen erfahren haben? Während zwei Mann sich in einem Elterngespräch zu bewähren hatten, analysierte das Publikum die Aussagen, die Schlagfertigkeit, Mimik und Gestik der Kollegen. Dabei saß die Gruppe bis spät in die Nacht beieinander. Erst nach Mitternacht krochen alle in die Penntüten im „Matratzen-Bunker“.
Am Samstagmorgen stellten die Referenten Marlies und Christian Kliemank in Impulsreferaten pfadfindertypische Aktivitätsformen vor: die Gruppenstunde, den Hajk und die Fahrt. In mehreren Gruppen galt es dann konkrete Aktivitäten auszuarbeiten und detailliert zu planen. Am Nachmittag ging‘s dann zur praktischen Anwendung: Die Kursteilnehmer erhielten Kompass und Karte und starteten zu einer Tour durchs Umland. In vorbereiteten Umschlägen fanden sie Hinweise für die Navigation im Gelände und einige pfadfindertechnische Aufgaben. „Wir hatten dreieinhalb Stunden Zeit für die Tour eingeplant“, erklärt Christian. „Die Truppe sollte gegen 17:30 Uhr am Deutsch-Baselitzer Großteich eintreffen. Dort wollten wir das Zelt aufstellen und am Lagerfeuer einen schönen Kohtenabend verbringen.“ Doch die Jungs kamen erst mit drei Stunden Verspätung an den Zielort. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde und weil es schon finster war, sollte die Gruppe entscheiden, wo die Nacht verbracht werden sollte. Geschafft entschieden sich die Teilnehmer für die Rückkehr ins Haus. Die Auswertung ihrer Laufroute offenbarte dann auch einige eklatante Navigationsfehler. Statt der veranschlagten 7,7 sind sie 14,7 Kilometer gelaufen. Die Referenten fragten sich am Ende des Tages, ob sie die Aktion hätten anders gestalten sollen. „Wir wollten nicht mitgehen, weil die jungen Gruppenführer einmal auf sich selbst gestellt sein sollten. Gerade den jüngeren Teilnehmern wollten wir diese Erfahrung vermitteln“, begründet Christian. „Auf einer Fahrt müssen sie auch selbst zurecht kommen. Fehler sind dazu da, dass man aus ihnen lernt.“
Nach einem gemeinsam zubereiteten Abendbrot krochen die Pfadfinder abermals erst nach Mitternacht in die Schlafsäcke.
Am Sonntag gingen die Teilnehmer noch auf die einzelnen Kompetenzen ein, die einen fähigen Gruppenführer auszeichnen sollten. Mit Hilfe eines Fragebogens sollten sie sich in der Woche vor dem Kurs schon einmal kritisch selbst beurteilen. Das Ergebnis diente Marlies und Christian als Grundlage für auswertende Einzelgespräche mit den künftigen Verantwortungsträgern unseres Stammes. Darüber hinaus trug die Kursmannschaft etliche Tipps und Hilfen zusammen, die die Gruppenführung erleichtern helfen. Für Begeisterung sorgte außerdem eine Vertrauensübung am Räckelwitzer Inselteich. Dabei ließen die Teilnehmer jeweils einen aus ihrer Reihe, an der Uferkante stehend, vorn übergebeugt, an einem Seil gen Wasserspiegel hinab. Wer lässt der Gruppe am längsten freie Hand, vertraut ihr am meisten, lässt sich am tiefsten zur Wasseroberfläche hinab? - für die Teilnehmer eine spannende Frage. Für die Referenten diente die einprägsame Aktion dazu mit den Gruppenführern einmal grundsätzlich über das Thema Vertrauen zu diskutieren. Gemeinsam erörterten sie folgende Fragen: Wie lässt sich Vertrauen gewinnen, wie pflegt man Vertrauen und wie lässt es sich einem Vertrauensverlust vorbeugen?
Das tolle Frühlingswochenende klang schließlich auf der Heimfahrt beim Schmökern in den fetten Kornett-Ordnern aus. Diese „Handbücher“ hatten Marlies und Christian mit allerlei Wissenswertem rund um die Kursinhalte bestückt. So können Eric Franz, Johannes Kockert, Matej Rehor, Hubert Retschela, Niklas Richter, Jonas Schlenstedt, Jonas Schimann und Daniel Zschorlich daheim noch ihr neues Wissen vertiefen. Ihr Fazit der zweiteiligen Weiterbildung fiel positiv aus: „Alles in allem war es ein ganz interessanter Kornettkurs, bei dem wir viele neue Erkenntnisse über das Leben als Gruppenführer gewinnen konnten“, schreibt Johannes Kockert in der Kurschronik. Die Chronikaufzeichnungen der Teilnehmer zeigen, dass bei ihnen vor allem die Vertrauensübung am Sonntag und das Eierspiel hängen geblieben sind. „Aber die Theorie wird implizit auch etwas bewirken“, resümiert Christian zuversichtlich. „Dessen bin ich mir sicher.“
Ach ja, übrigens: Vier Eier überstanden das Wochenende beinah unbeschadet - beschützt von Hannes, Hubert, Matej und Daniel. Am aufmerksamsten kümmerte sich Daniel um sein Ei. Es wurde ihm nicht ein einziges Mal gemopst.
Gruppenführer lernen Pfadfinden attraktiv zu gestalten
Donnerstag, 29. März 2012
Jonas, Eric und Jonas öffnen einen Briefumschlag mit der nächsten Aufgabe für ihre Tour